Gründe für eine luftdichte Bauweise

Die Gründe für eine luftdichte Bauweise von beheizten und/oder klimatisierten Gebäuden sind vielfältig und Vielen aus eigener Erfahrung wohlbekannt. Zudem war eine undichte Gebäudehülle schon unseren Vorfahren ein Dorn im Auge und sie haben bereits effektive Abdichtungsmaßnahmen gekannt, um Zugluft zu vermeiden.

 

Die Bedeutung der luftdichten Hülle eines Gebäudes zeigt sich schon daran, dass alle Hauptgebiete der Disziplin Bauphysik berührt werden. Luftdichtheit steht in engem Zusammenhang mit Wärme- und Feuchteschutz sowie dem Brand- und Schallschutz von Gebäuden. Weitere gute Gründe für eine luftdichte Ausführung sind hoher Wohnkomfort, Ausgrenzung von Schadstoffen und der planmäßige Betrieb von Lüftungsanlagen. Nicht zuletzt haben der Verordnungsgeber sowie die Normung sich des Themas angenommen und stellen seit Jahren konkrete Anforderungen an die Ausführung, die auch messtechnisch nachgewiesen werden kann.

 

Hierbei ist zu beachten, dass Durchdringungen vermieden und Anschlüsse auf ein notwendiges Minimum reduziert werden. Vereinfacht kann man sagen, dass ein Bauteil im Regelquerschnitt dann ausreichend luftdicht ist, wenn es ebenso dicht ist wie eine verputzte Wand.

 

 

Bedeutung der Luftdichtheit für den Feuchteschutz

 

In engem Zusammenhang mit den Lüftungswärmeverlusten steht auch der Transport der Luftfeuchte (konvektive Feuchtetransport) durch die Konstruktion hindurch. Eine ausreichend luftdichte Gebäudehülle ist für den Schutz besonders einer wärmegedämmten Baukonstruktion unerlässlich. Die Auswirkungen lassens ich an Schadensbildern und anhand der Beispielrechnungen hierzu verdeutlichen. Strömt warme feuchte Luft durch eine Leckage, kommt es unter bestimmten Randbedingungen zur Kondensatbildung im Bauteilquerschnitt und somit zur Vorschädigung der Konstruktion, die zu Bauschäden führen kann. Das Potential ist dabei um fast einen Faktor 100 größer als beim Transportmechanismus Diffusion!

 

Bedeutung der Luftdichtheit für die Behaglichkeit

 

Behaglichkeit beschreibt den Zustand des Wohlbefindens eines Menschen, hervorgerufen durch die äußeren Einflüsse seiner Umgebung. Die Wahrnehmung von "Behaglichkeit" ist immer nur subjektiv; ein einheitlicher Maßstab existiert nicht. Die Empfindung von Behaglichkeit wird wesentlich bestimmt durch die Kälte- und Wärmerezeptoren des menschlichen Körpers, dessen Wärmehaushalt sie steuern. 

 

Besonders empfindlich reagiert der Mensch auf Zuglufterscheinungen, u.a. hervorgerufen durch Undichtheiten in der thermischen Gebäudehülle. Unter "Zugluft" versteht man die unerwünschte lokale Abkühlung des menschlichen Körpers, die durch Luftbewegungen verursacht wird. Die erhöhte Luftgeschwindigkeit in unmittelbarer Umgebung hat bedeutenden Einfluss auf die Temperaturempfindung und den Wärmehaushalt des Menschen. Bereits niedrige Strömungsgeschwindigkeiten  im Bereich von 10 bis 20 cm/s werden von sitzenden Menschen als unangenehm empfunden. Bei Lufttemperaturen im Bereich von 18 bis 24 °C wird der Abtransport von Körperwärme über die Haut derart abgemindert, dass auch höhere Luftgeschwindigkeiten bis zu 50 cm/s noch nicht als unbehaglich beanstandet werden. 

 

Daher sollte schon bei der Planung für jedes Bauteil der Hüllfläche die Art und Lage der Luftdichtheitsschicht festgelegt werden. Der Wechsel der Luftdichtheitsebene in Konstrukionen, zum Beispiel von innen nach außen, ist problematisch und nach Möglichkeit zu vermeiden. In der Regel ist die Luftdichtheitsschicht raumseitig der Dämmebene anzuordnen. Hierdurch wird ein Einströmen von Raumluft in die Konstruktion verhindert. Die Anschlussdetails und Werkstoffe sind im Vorfeld festzulegen. 

 

Idealerweise kann die Luftdichtheitsebene mit einem Stift ohne abzusetzen nachgezeichnet werden.